von Heinrich von Kleist, für die Bühne bearbeitet von Martin Menner
„Ich werde mir Recht zu verschaffen wissen!“
Dieses Zitat von Michael Kohlhaas ist Synonym für Heinrich von Kleists Erzählung, wie für den Charakter überhaupt. Was Recht ist, muss Recht bleiben – auch wenn die angewendeten Mittel völlig unverhältnismäßig sind.
Der Junker Wenzel von Tronka verlangt vom angesehenen Roßhändler Kohlhaas zu Unrecht einen Wegezoll. Da Kohlhaas nicht bezahlen kann, muss er zwei edle Rappen als Pfand zurücklassen, bis die Gebühr entrichtet ist. Als er die Pferde schließlich abholen will, findet er nur drei völlig herunter gekommene Schindmähren.
Kohlhaas verlangt – zu Recht – Wiedergutmachung. Als man ihm diese durch verschiedene Instanzen hindurch verweigert, eskaliert die Sache und läuft völlig aus dem Ruder. Michael Kohlhaas und sein immer größer werdender Haufen von Gefolgsleuten und Söldnern morden, brandschatzen, plündern, überfallen Städte. Schließlich bezeichnet sich Michael Kohlhaas als „Statthalter des Erzengels Michael“, dem Engel der Rache.
Ins Unrecht gesetzt, aber auch völlig verblendet, scheinbar auch noch irgendwie religiös legitimiert, geht von ihm eine tödliche Gefahr aus. „Der ehrbare Roßhändler aus dem Brandenburgischen“ – ein durchgeknallter Fanatiker.
Wie auch bei Kleist geht es in dieser Bearbeitung um Recht und Unrecht und darum, wie durch eine einzige Person ein ganzer Staat in Frage gestellt werden kann. Martin Menner zeigt, wie nah beieinander Recht haben, Rechthaberei, Fanatismus, religiöse Verblendung und Amoklaufen liegen.
„Michael Kohlhaas“ – auch in kleistscher Sprache ein brandaktuelles Stück.
Aus der Presse:
Über die Premiere stand im „Giessener Anzeiger“:
Martin Menner spielte beim Lauterbacher Kulturverein eine Solo-Adaption von Michael Kohlhaas…
Diese psychische Situation [die eines Amokläufers] von Michael Kohlhaas ist in Menners Adaption ein ganz wesentlicher Aspekt…
Den entschiedenen Rächer Kohlhaas stellte Menner als einen zutiefst unsicheren Menschen dar, dessen Verhaltensweisen ständig Brüche aufweisen. Kohlhaas tat in dieser Interpretation so, als handele er vollkommen rational. Tatsächlich aber brachen immer wieder Wut und Unsicherheit durch, oft auch ein krankhaftes Lachen. Der Kohlhaas dieser Inszenierung ist ein kranker Mann, ein Psychopath.
Die Wut und Verzweiflung des Protagonisten wurde deutlich, seine Beweggründe verständlich…
… wie es auch im Programmheft zum Stück treffend formuliert ist, sind in Menners Interpretation die Übergänge zwischen Rechthaben und tödlicher Rechthaberei fließend…
Menner gelang eine überaus plastische, facettenreiche und kurzweilige Darbietung.
Die „Rhein-Lahn-Zeitung“ schrieb:
Es war ein besonderer Abend, den das […] So-Theater bot. Es war spannend, und der Schauspieler Martin Menner begeisterte …
Es ist ein Phänomen, dass ein einzelner Schauspieler mit nur wenigen Hilfsmitteln, dezenter Kostümierung und spartanischer Bühnengestaltung den Besuchern schwierige Themen glaubhaft nahebringen kann…
Menner hat mit seiner Darstellung von Recht, Unrecht und Vergeltung die Zuschauer in seinen Bann gezogen.“
Die Würzburger „Mainpost“ schrieb:
Obwohl er Kürzungen hatte vornehmen müssen, hält sich Martin Menner eng an Kleists Vorlage. Gestik, Mimik, Emotionen. Das ist das Handwerkszeug des Schauspielers. Er verzichtet auf ein aufwändiges Bühnenbild, lässt lieber Symbolik sprechen. Es ist beeindruckend zu sehen, wie es einer einzelnen Person gelingt, ein ganzes Theaterensemble zu ersetzen.
In der „Fuldaer Zeitung“ war zu lesen:
Martin Menner bot eine packende Inszenierung und ließ die Novelle zu einem spannenden Ein-Personen-Stück werden…
Der rechtschaffende Rosshändler aus dem Brandenburgischen mutiert zum Terroristen mit religiösem Wahn, der als „Statthalter des Erzengels Michael“ zum Mordbrenner wird. Mit enormer Intensität stellt Menner diese Wandlung dar …
„Es war grausam, aber notwendig.“ Diesen Satz des norwegischen Attentäters Anders Behring Breivik legt Menner Kleists Kohlhaas in den Mund. Er fügt sich erschreckend bruchlos in den 200 Jahre alten Text.
Oberhessische Presse:
Mit spartanischem Bühnenbild und außerordentlicher Bühnenpräsenz stellte Menner die Kluft zwischen gefühltem und gegebenem Recht dar, zwischen politischer Vollkommenheit und Realpolitik, verbunden mit einem großen Konfliktpotenzial…
Starke Emotionen, Gestik und Mimik waren die Werkzeuge des Schauspielers, mit denen er in knapp zwei Stunden seinem Publikum die psychische Situation eines „Amokläufers“ verdeutlichte…
Mit enormer Wirkung [ ] schlüpfte Menner in die Rolle des Rächers und wandelte souverän zwischen Wut und Unsicherheit….“